Teatro Continuo
Kunst im öffentlichen Raum lässt oft die Wellen der Meinungen hochschlagen und produziert nicht selten widersprüchliche Entscheide: So hat die Mailänder Stadtregierung von Pisapia beschlossen, den Befehl von 1989, das ‹Teatro Continuo› von Alberto Burri abzureissen, zu dessen 100-jährigen Geburtstag und zur Expo2015 rückgängig zu machen und das historische Werk wieder aufzubauen. So setzt der Sindaco ein Zeichen für eine «dynamische und innovative Kultur Mailands», welche die «gesellschaftliche Funktion des öffentlichen Raumes» zu fördern sucht, wie er darlegt. Die 150 Mio Euro teure Operation wird von Privaten Geldgebern und der Fondazione Burri initiiert und finanziert und von Gabi Scardi kuratiert.
Die skulpturale Struktur Burri’s, welche für die XV Triennale 1973 im ‹Parco Sempione› entstanden war besteht aus einer Betonbühne mit seitlich je drei roten und schwarzen Stahlrechtecken. Die Anlage wurde von Burri in situ für den ‹Parco Sempione› konzipiert und so platziert, dass sie den Turm des ‹Castello Sforzesco› und den ‹Arco della Pace› einrahmt.
Burri hat dem öffentlichen Leben Mailands eine Plattform geschenkt, auf der völlig frei agiert, gespielt, rezitiert oder gesprochen werden darf und auf der alle zu Protagonisten werden können: Wie auf dem ‹Speaker’s Corner› im Hyde Park oder der ‹Philosophischen Plattform› von Bert Theis. Die wiederauferstandene Agorà des umbrischen Künstlers kann nun erneut ihren Beitrag leisten zu einem offenen und demokratischen Öffentlichkeitsbegriff.
Barbara Fässler