Aldo Mozzini – Quasi un paesaggio

Bellinzona — Die Tessiner Kantonshauptstadt ist von überschaubarer Grösse. Durch sie flanierend, verändert sich das urban-architektonische Szenario jeweils nach wenigen Schritten. Vom Zentrum mit seinen Palazzi über die Ausfallstrasse geht es nach dem Kreisel unter der «Murata», der Befestigungsanlage der mailändischen Grafen Sforza, hindurch in ein architektonisch durchmischtes, dezentral wirkendes Wohnquartier.

Gegenüber einer romantisch anmutenden Garage liegt in einem ehemaligen Ladenlokal der ‹Spazio 5b›, der vom Wirtschaftsprofessor und Kunstsammler Luca Berla betrieben wird. Weder wirkt Luca Berla wie ein grossbürgerlicher Kunstmäzen, noch erscheint der Ausstellungsraum wie ein Monument, das sich der Sammler selbst errichtet hat. Das Projekt reiht sich eher in die Kategorie der experimentellen Kunsträume ein: Luca Berla sammelt aus Leidenschaft und zeigt im ‹Spazio 5b› speziell für den Raum entwickelte Projekte von Kunstschaffenden aus seiner Sammlung. Der Fokus geht von seinen Interessen aus und strahlt vom Standort Bellinzona überregional.
Im lichtdurchfluteten Ausstellungsraum führt Aldo Mozzinis Installation ‹Quasi un paesaggio› –fast eine Landschaft – die Entdeckungsreise durch urbane Situationen auf Swiss-Miniatur-Skala bruchlos weiter. Spielerisch entstehen aus Recycling-Materialien wie Holzresten oder LKW-Plachen Reiheneinfamilienhäuser oder Villen in peripheren Tälern. Wir befinden uns nun nicht mehr flanierend inmitten der städtischen Landschaft, sondern verfügen über den vollständigen Überblick. Für die Zeichnungen, Radierungen, Skulpturen und Installationen liess Mozzini sich von Italo Calvinos ‹Die unsichtbaren Städte› inspirieren. Die Arbeiten entwickeln architektonische Elemente, Perspektiven, Konstruktionen weiter und vermitteln so Architektur und Urbanistik als Erinnerungs- und Stimmungsbilder, die wir immer schon in uns getragen haben. Luca Berla erklärt es so: «Die urbane Architektur ist omnipräsent, wird uns aufgezwungen, und wir sind ihr wehrlos ausgesetzt. Aldo Mozzini lädt uns ein, den architektonischen Kontext zu hinterfragen und seine Werte kritisch zu analysieren.» Allmählich wird klar, wie die Entdeckungsreise des Flanierens, des Sammelns, des Kunst-Machens und des Kunst-Betrachtens bei Aldo Mozzini – und nicht nur bei ihm – zusammenhängen.



29.10.22.-26.2.23
Installation
Spazio 5b, Bellinzona


Published in
Kunstbulletin 1-2/2023

Aldo Mozzini <Quasi un paesaggio>, Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler
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Aldo Mozzini , Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler

Aldo Mozzini <Quasi un paesaggio>, Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler
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Aldo Mozzini , Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler

Aldo Mozzini <Quasi un paesaggio>, Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler
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Aldo Mozzini , Spazio 5b, Bellinzona, Ausstellungsansicht. Fotografie: Barbara Fässler