Happy Birthday Base / Progetti per l’arte

Künstlerräume als aktive Offensive gegen die Krise und gegen die Reduktion der Kunst auf ihre Vermarktung sind gerade am Höhepunkt der Krise in ihrer Existenz am meisten bedroht.

Doch „Base / Progetti per l’arte“ widersteht allen Schwierigkeiten und Widrigkeiten und hält sich tapfer, analog der berühmtesten aller florentiner Kunstfiguren: dem David, welcher den Sieg der Bürger gegen den Adel (Goliath) symbolisiert. Seit nunmehr zwanzig Jahren kuratiert das Kollektiv bestehend aus elf bekannten toskanischen Künstlern (u.a. Maurizio Nannucci, Mario Airò, Massimo Bartolini, Paolo Parisi) an der Via San Nicolò 18r in Florenz ein dichtes Programm mit meist für den Ort entstandenen Werken von den spannendsten Gegenwartskünstlern aus aller Welt. Um einige von über sechzig Namen zu nennen: Olivier Mosset, Cesare Pietroiusti, Jiri Kovanda, Elisabetta Benassi oder Rirkrit Tiravanija. Die Künstlergruppe sieht ihr Projekt als Basis für den Austausch unterschiedlicher künstlerischer Positionen der Gegenwart im In- und Ausland und organisiert dialogische Formate zu aktuellen Themen und Diskursen, welche in der Gegenwartskultur zirkulieren. Im Zyklus „Base Open“, hat jeder der Betreiber je einen Kunstschaffenden der jüngeren Generation aus Italien eingeladen, eine partizipative Aktion mit Einbezug des Publikums durchzuführen, deren Spuren dann zur Ausstellung im Raum mutierten. Die Auseinandersetzung mit der unabhängigen Kunstvermittlung fand ihren Niederschlag in „Base Talks“, in der non profit Künstlerprojekte aus Italien zu einem Dialog geladen wurden: Gum Studio, Brown Project Space, 26cc, Sottobosco oder Trastevere 259. In der Veranstaltungsreihe „Radical Tools“ wurde erstmals ein umfassender Überblick über die radikale Architektur der 60-er Jahre in Florenz, mit der Präsenz ihrer Protagonisten organisiert: Archizoom, Superstudio, Ufo, Zziggurat und 9999. Im Jahr 2016 wurde „Base“ gar ins Maxxi-Museum in Rom geholt, am Zyklus „The Independent“ teilzunehmen. Seine Geburtstagsfeier begeht der Artist-run Space mit einem grandiosen Geschenk: Richard Long klatscht den Schlamm der beiden Flüsse Arno (Florenz) und Avon (Bristol) mit seinen Händen direkt auf die Mauern und schafft je einen perfekten Halbkreis und Kreis. So wie „Base“ die Basis der Kunst vom Machen der Künstler her aufzeigt, verweist Richard Long auf deren Ursprung: ebenso aus Erde sind die Urpigmente, welche mit den Händen auf die Höhlenwand gepresst wurden. „I like the idea of making something from nothing“: das Motto von Richard Long scheint auch für die ähnlich gut funktionierenden Zauberhändchen der „Base“-Betreiber gut zu passen.



7.12.17-10.2.18
Richard Long, Arno Avon
Base / Progetti d’arte, Florenz



Pdf Kunstbulletin 1-2/2018


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