Isa Barbier, installation, dessins, sculptures
Die minimalistischen Installationen von Isa Barbier zeugen von einem scharf denkenden, klaren Geist und einer meditativ geduldigen, ruhigen Hand. Die Arbeiten der französischen Künstlerin bewegen sich in ihrer Radikalität des „presque rien“ zwischen Sein und nicht Sein, zwischen Materialität und Immaterialität, zwischen leibhaftiger Präsenz und reiner Vorstellungskraft…
Wie ein Vogelschwarm schweben Hunderte von Mövenfedern im Raum. Die perfekte geometrische Form, welche durch die präzise Positionierung der Federn erscheint, vervollständigt sich allerdings erst im Hirn des Betrachtenden welches in der Lage ist, die Aussenlinie zwischen den Punkten zu schliessen. Die weissen Federn wirken wie Pinselstriche und malen pointillistisch locker ihre abstrakte Form in den Raum, welcher durch sie erst neu definiert wird. Wie Giotto, beweist Isa Barbier in der aktuellen Ausstellung bei „Zellweger arte contemporanea“ in Lugano ihre Fähigkeit, freihändig einen perfekten Kreis zu zeichnen. Ihre Installationen leben von der Spannung zwischen der Strenge euklidischer Geometrie und der Weichheit des organischen Lebens, zwischen der Vorhersehbarkeit der rationalen Form und der Unregelmässigkeit der Naturform. Die Fähigkeit organisch differenzierte Fundstücke geometrisch präzis im Raum wirken zu lassen und damit eine fast mystische, meditative Stimmung zu schaffen, verbindet die Marseillerin mit Künstlern wie Richard Long, Helen Mirra oder Wolfgang Laib. Das Spannungsprinzip funktioniert neben den ephemeren und fragilen In-Situ Arbeiten genau so bei den kleinen Wandstücken aus Piniennadeln. Im <Carré noir> bilden kreuz und quer übereinanderliegende, mit schwarzer Acrylfarbe bemalte und mit Harz fixierte Piniennadeln ein schwarzes Quadrat, welches sich objekthaft leicht von der Mauer absetzt. Die reduziert geometrische Striktheit des hier evozierten suprematistischen Zitats – das schwarze Quadrat auf weissem Grund von Malevich – wird durch die chaotische Schraffur der unregelmässigen Nadeln und deren Unterschiedlichkeit in Länge und Krümmung grundsätzlich infrage gestellt. Isa Barbier setzt der Autorität der Geometrie die Vergänglichkeit der Natur entgegen und haucht so, wie eine Fee, der Starre des radikalen Minimalismus das Leben der biologischen Differenz ein.