L’arte è donna
Cugnasco-Gerra — Beeindruckend viele Stiftungen mit Privatsammlungen, die den «collezionismo ticinese» begründen, gibt es im Tessin zu entdecken: Arp, Ghisla, Olgiati, Braglia oder Lindenberg, finanziert durch Privatgelder aus der Wirtschaft oder direkt von Nachfahren der Künstler:innen.
Die Sammlung Matasci entstand vor 55 Jahren eher zufällig: Der Basler Künstler Erwin Sauter verkaufte dem heute 92-jährigen Önologen Mario Matasci das Bild einer leidenden Frau – Keim für eine Sammlung mit heute über 2000 Werken von mehrheitlich Künstler:innen mit Tessinbezug. 2008 wurde das Konvolut in eine Stiftung überführt. In einem Industriegebäude nahe Locarno, wo sich auch das Archiv befindet, ist es in Wechselausstellungen jeden Sonntag zugänglich. Inhaltlich dokumentiert die Sammlung Matascis Jahrhundert der zwei Weltkriege und das so entstandene unbeschreibbare Leiden. Auch in der derzeitigen Ausstellung zum Jahr der Frau sind die Farbtöne dezent und nie schreierisch: die Genderfrage generiert konstantes Leid durch fehlende Gleichberechtigung. Bei Helga Ava Colden, Ruth Moro, Teres Wydler, Serena Martielli und Simonetta Martini bleibt der Ausdruck gegenstandslos, materiell experimentell und die Botschaft unterschwellig und temperiert.