Manolo Valdés
Mit der chronologisch aufgebauten Retrospektive des seit Jahrzehnten nach New York ausgewanderten spanischen Malers und Bildhauers Manolo Valdés, verfolgt die Casa Rusca in Locarno ihre Serie Einzelausstellungen berühmter Künstler weiter, welche noch nie in der Schweiz ausgestellt haben.
Das Strickmuster der von Rudy Chiappini – dem Direktor der öffentlichen Museen Locarnos – kuratierten Ausstellungen ähnelt sich von Robert Indiana über Sandro Chia zu Manolo Valdés: chronologischer Aufbau, Auftakt im selben Parterre-Raum, dann pro Saal über zwei Stockwerke je drei bis vier grossformatige Bilder und ein an die Wand geklebtes Zitat des Künstlers. Die Palazzo-Säle mit den monumentalen Werken strahlen ihre starke Wirkung aus, die Kunst wird stärker von ihrer dekorativ-möblierenden Seite, als von ihrer poetisch-historischen Seite wahrgenommen. So bleibt die aktuelle Ausstellung von Manolo Valdés die Antwort schuldig, warum dieser nach der Auflösung seines Kollektivs „Equipo Crònica“ mit Rafael Solbes und Juan Antonio Toledo nach Solbes Tod 1981 die Franco-kritische Pop Kunst fallen gelassen hat und sich nach seiner Umsiedlung in die USA einer romantisch verklärten, postmodernen Zitierkunst des spanischen „Siglo de Oro“ hingegeben hat. Seit den achtziger Jahren nimmt Valdés in seinen monumentalen Malereien Motive der von ihm verehrten Künstler wie Velasquez (Las Meninas), Matisse (La danse) oder Picasso (Portraits) wieder auf und verarbeitet sie in der für ihn kennzeichnenden pastösen Maltechnik, welche an die von Materie strotzenden Bilder der spanischen Informalen wie Antony Tapiès erinnert. Valdés integriert in seine dicken Ölschichten à la US-Pop wie Rauschenberg Jutesäcke, Plastikstücke oder Spiegelfragmente und vereinnahmt so ausser der Erinnerung an vergangene grosse Zeiten der Malereigeschichte den Alltag der Gegenwart und die Präsenz der Betrachtenden. Zu seiner Zitierkunst meint Valdés: „Ich bin ein Repertoire-Künstler, wie jene Opernsänger, welche gerne gewisse Werke interpretieren, weil ihnen diese besonders gut gelingen.“ In Wirklichkeit sind Valdés Malereien näher beim Informal als bei seinen Vorbildern. Diese sind, ausser durch eine annähernde Aussenform weder durch die Farbgebung, noch durch den Malstil wieder zu erkennen. Valdés Varianten sind konkret gesichtslose und abflachende Abstraktionen, eine Art essentielle Summa, wie wenn wir die Augen zusammenkneifen und weder Details, noch Farben, noch Hell-Dunkel-Modulierung wahrzunehmen vermögen.