Teres Wydler, Accumulation&Transmutation. Ein multimediales Konzept

Vanitas. Vergänglichkeit der Existenz und der Materie, Energieumwandlung und Transmutation, Spuren des Seins und des Nichtmehrseins verbinden die künstlerische Forschung von Teres Wydler mit jener von Erich Lindenberg im ihrem Innersten. Der 2006 verstorbene Bruder von Udo Lindenberg widmete sein Leben einer subtilen Nuancenmalerei im Grenzgebiet zwischen Monochromie, Colourfieldpainting und Figuration.

Er inspirierte sich von Natur- oder Zivilisationskatastrophen, wie Hiroshima 1945 oder Pompei 79 n. Chr., bei denen von den Toten lediglich ein eingebrannter Schatten oder eine Versteinerung der Körper der Nachwelt übermittelt worden ist. Kaum wahrnehmbarer Hauch einer Spur. Materialisierter Umriss als Echo des verblichenen Seins. Die 2008 gegründete Fondazione Erich Lindenberg in der Villa Pia in Porza, auf erhabener Position mit fantastischem Blick über das Seebecken von Lugano mitsamt Bergpanorama, verwaltet einerseits das umfangreiche Werk des Münchner Künstlers und sucht andererseits den Dialog mit aktuellen Kunstpositionen in der Region. Die Installationen, Videos und Fotoarbeiten von Teres Wydler, welche derzeit in der Villa Pia in Porza zu sehen sind, thematisieren das komplexe Zusammenspiel von Natur, Technik und Kultur und untersuchen die Verwandlung und die Entwicklungszustände der Naturprozesse. So geht in der Installation die Bambuswurzel nahtlos über in einen Metallpropeller und das hybride Objekt liegt direkt vor einem Bündel mit dickem Kupferdraht. Die Pflanze bezieht ihre Energie aus dem Boden durch die Wurzeln, der Propeller produziert Energie durch Umdrehung im Wasser und die Kupferkabel leiten diese weiter zum Endverbraucher. Die Fotoinstallation <Cà verde> (Grünes Haus) dokumentiert den Verwitterungs- und Verwandlungsprozess eines Grashäuschens über bisher 16 Jahre: sie zeigt, wie die Natur sich des Häuschens in verschiedenen Phasen mit unterschiedlichen Kletterpflanzen und Moosbewachsung bemächtigt und diese wieder eingehen. Im Videoloop <Lily’s. Artificio in natura/Natura in artificio> nimmt Wydler ihre Reflexion zum Bezug zwischen Natur und Technik auf eine einleuchtende Art wieder auf: Während die natürlichen, echten Tulpen in der Vase von Frame zu Frame sich stärker nach unten neigen, bleiben ihre Artgenossen aus Plastik unverändert stramm stehen. Es ist zu hoffen, dass sich im Ringen von Natur und Technik um ein prekäres Gleichgewicht eine Kultur des Respekts entwickelt.



25.11.18-28.4.19

Fondazione d’Arte Erich Lindenberg, Museo Villa Pia, Porza bei Lugano


Published in
Kunstbulletinb 4/2019

Teres Wydler, Ausstellungsansicht. Links: Lily's. Artificio in natura, natura in artificio, 2018, video. Rechts: Cà verde, 2002-2018, Installation, 14 Prints auf Transparentpapier auf einer Stahlellipse mit Magneten
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Teres Wydler, Ausstellungsansicht. Links: Lily’s. Artificio in natura, natura in artificio, 2018, video. Rechts: Cà verde, 2002-2018, Installation, 14 Prints auf Transparentpapier auf einer Stahlellipse mit Magneten

Teres Wydler, Ausstellungsansicht. The Code, 2018, Installation mit Bambuswurzeln, Metallröhren, Propeller, Kupferkabeln.jpg
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Teres Wydler, Ausstellungsansicht. The Code, 2018, Installation mit Bambuswurzeln, Metallröhren, Propeller, Kupferkabeln.jpg